Montag, 30. Mai 2011

Kann ich mein Produkt patentieren lassen?


Folgende Frage wurde gestellt: 

"Soweit meine Recherchen ergeben haben, kann ich mein Produkt patentieren lassen. Produktion wäre auf Vorrat und das Sortiment ist breit aber nicht tief (logisch, da nur ein Produkt). Das Problem bei mir ist halt, dass ich wirklich noch ganz am Anfang stehe, (...). Hast du Ideen wo ich mich am besten Informieren kann. Ich habe auch schon daran gedacht, meine Idee an einem Wettbewerb zu präsentieren. Ich bin auch Schweizer und habe gesehen dass z.B die Sendung Kassensturz eine Aktion "Schweizer Jugend forscht" oder so irgendwie lanciert und das jährlich. Da ich noch relativ jung bin könnte das ein Start sein. Aber auch da stellen sich wieder Fragen. Hast du eine Idee wie ich starten könnte? Ach und wegen der Produktion. Ich müsste das Produkt in Massen herstellen, Material Plastik. Am besten natürlich im Ausland, kennst du dich damit aus?"

Schweizer Jugend forscht ist vielleicht interessant. Dort erhältst du aber nicht die wirtschaftliche Unterstützung, die du suchst. Wede dich an das IVE (Institute for Valuebased Enterprise), an das IFJ (Institut für Jungunternehmen), melde dich bei Venture Lab an oder beim Venture Training.
Reiche deine Geschäftsidee bei der De Vigier Stiftung ein. Wenn du den Businessplan bereits geschrieben hast, reiche ihn ein beim Homberger Unternehmerpreis, bei Startup.ch und beim AXA Innovation Award. So kannst du Preisgelder gewinnen sowie Publicity erhalten. Des weiteren gibt es viele interessante Unternehmerkreise, speziell für junge Unternehmer ausgelegt. Start Global.org wartet ebenfalls auf dich.

Du musst Netzwerken. Schau mal rein beim PCU (Pioneers' Club). Vergiss dabei, dass jemand deine Geschäftsidee kopieren könnte. Die Leute, die fähig sind, solche Ideen umzusetzen, haben selbst keine Zeit noch mehr zu machen. Sie haben selbst 20 Ideen. Die Idee ist dabei stets das geringste. Die Umsetzung ist so Zeitaufwendig, dass du keine Angst haben musst. Leute, die etwas kopieren, schauen sich am Markt um; wenn etwas schon 1-2 Jahre funktioniert, dann macht es für jemanden Sinn, dieses Produkt zu kopieren. Dabei schaut man, wo die Konkurrenz schwächen hat, und was man besser machen kann. Weil diese Leute dann viel Geld in die Hand nehmen können, musst du deinen Markteintritt und deine USPs aufs genaueste planen.

Nach wie vor glaube ich nicht, dass in deinem Fall ein Patent Sinn macht. Weil Patente sind so teuer und Zeitaufwendig, bis du es hast ist dir die Freude am Produkt vergangen. Zudem schützt dich ein Patent nicht wirklich (wenn nicht mal Nespresso mit 3.2 Milliarden Umsatz ein Patent geholfen hat, wie dann dir?). Innovation und die Fähigkeit zur Marktanpassung sind es, was ein Unternehmen erfolgreich macht. Dabei ist meistens nicht das Produkt entscheidend, sondern der Unternehmer selbst.

Die Herstellung deines Produktes ist das letzte, was du dir sorgen machen musst. Da gibt es hunderte Unternehmen auf der Welt, die das können. Du kanns sogar wählen, ob du China, Indien, Japan, USA, Russland usw. möchtest. Bevor du die Produktion angehen kannst, musst du aber dein gesamtes Unternehmen planen.
Woher wissen die Kunden, dass man dein Produkt kaufen kann?
Wo wird es verkauft?
Wie viel musst du produzieren?
Was ist der richtige Preis?


Hast du dir dazu schon Gedanken gemacht?
Fragen können gestellt werden an: yourmtm@gmail.com

Sonntag, 2. Januar 2011

Ist Buchhandel eine gute Geschäftsidee?


Frage: Wir haben die Idee, eine Entsorgungsfirma für Bücher zu gründen, um die Bücher dann auf Internetplattformen wie Amazon, Booklooker und ähnlichen zu verkaufen.
Was denkt ihr über die Idee? Ich finden es eine Schande, Bücher wegzuwerfen.
Ich habe mal im TV einen Typen vom Dorfer Flughafen gesehen, der seit dem 11.09.2001 eine Entsorgungsfirma für Flüssigkeitsbehälter in Gepäckstücken gegründet hat.
Er wurde mit Entsorgung Millionär, wie denkt ihr denn über meine bzw. unsere idee ?


Die Idee ist schon mal sehr gut.
Somit finde ich einige Bemerkungen auf dem Gutefrage-Portal nicht sehr angebracht. Wie du aber siehst, musst du für dein Geschäftsmodell die richtige Argumentation finden, um "kostenlos" an dein Produkt zu gelangen (und andere nicht vor den Kopf zu stossen). Ich sehe darin aber kein Problem. Statt "Entsorgungsfirma" nenne dich z.B. "kostenloser Abholdienst" und spende 10% deines Gewinnes an eine gemeinnützige Organisation. So kannst du einfacher weitere Buchspender generieren.
Dass die Idee nicht neu ist, heisst nicht, dass man damit kein Geld verdienen kann.
Youtube war nicht die erste Videoplattform im Internet. Jahre zuvor ist eine Firma mit der exakt der selben Idee gescheitert. Mac Donalds war nicht das erste Restaurant, und bestimmt war auch Tetra Pack nicht der erste Verpackungshersteller.
Betrug ist es nicht, ihr sollt aber so geschickt argumentieren, dass auch die Leute es angemessen finden, die hier von Betrug sprechen. Zum Beispiel verdienen viele Firmen Geld mit dem kostenlosen Erhalt von PET-Getränkeflaschen. Diesen Rohstoff verkaufen sie auf dem Markt für gutes Geld.
Niemand denkt, dass man für das Gemüse in der Grünabfuhr noch Geld erhalten soll, doch ist es ein Milliardengeschäft.
Was die meisten grossen Unternehmen gemeinsam haben: Jemand hat sich lange Zeit hingesetzt und gerechnet, geplant und gegrübelt, statt einfach sofort zu arbeiten. Wenn ich jemandem erzähle, ich möchte eine Kaffeekette gründen, wo ein Kaffe doppelt so viel kostet wie überall sonst, und die Lokale sind an den teuersten Lagen in der Stadt, dann sagt jeder: Du wirst keine Kunden haben wenn der Preis  so hoch ist. Starbucks hat aber genau das gemacht. Und Starbucks hat viele Kunden.
Genauso gibt es Pizza Hut, 7-eleven, und tausende andere Unternehmen, welche die meisten Leute sogar gar nicht kennen. Zum Beispiel Ballancer, eine deutsche Firma für Schönheitspflege. Sie wurde im Jahr 2000 gegründet und konnte in nur 10 Jahren 650 Franchisenehmer aufbauen. Was alle diese Unternehmen gemeinsam haben ist, dass ZUERST überlegt wurde, wie ein einfaches Geschäftsmodell im GROSSEN Format umgesetzt werden kann. Willst du mit Büchern Geld verdienen, dann denke in der Grösse von Amazon. Amazon wurde 1994 gegründet und macht heute 24.5 Milliarden USD Umsatz. Nicht weil ein Mensch sich am Anfang überlegte, wie er Bücher in seiner Stadt verkaufen kann, sondern weil er sich überlegte, welche Mechanismen er einrichten muss, dass er seine Bücher weltweit verkaufen kann. Wenn du also dein Geschäftsmodell rechnest, rechne so, dass du dein Abholangebot möglichst bald in ganz Deutschland und dann in ganz Europa anbieten kannst. Dein Verkaufsangebot solltest du wie Amazon an die ganze Welt richten. Dann reicht dir auch ein Gewinn von 5 Cent pro Buch.
Mit dem Wachstum musst du zurecht kommen; deshalb ist es unerlässlich, dass du alle Geschäftsprozesse automatisierst. Wenn du heute für gewisse Prozesse viel Zeit aufwenden musst, dann hast du bei 25 mal grösserem Volumen keine Zeit mehr dafür. Eine ISBN Datenbank mit Einlesegerät und automatischer Integration des Artikels im Onlineshop ist ein guter Ansatz.
Für nicht automatisierbare Prozesse ist eine Lösung, Personal einzustellen. Wenn du das so rechnen kannst, dass du den Angestellten nur Stundenlohn bezahlen musst, und diese während der Arbeitszeit mehr erwirtschaften als sie kosten, dann sind gute Voraussetzungen zum Erfolg geschaffen. Eine andere Möglichkeit ist, gewisse Prozesse zu outsourcen. Mit Seiten wie Freelancer.com (von solchen Seiten gibt es sehr viele) kannst du sogar Leute aus Indien, China oder Brasilien für dich arbeiten lassen. In einem Land mit 2$ Tageslohn kommst du bei einem Angebot von 5$ sehr gut an.